Das Haus zur "Hohen Lilie" ist eines der bemerkenswertesten Bürgerhäuser der Naumburger Altstadt.
Der straßenseitige Turm (eine sog. "Kemenate") wurde bereits in der Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet, zwei Anbauten stammen wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert, ein vierter Erweiterungsbau stammt aus der Barockzeit. Damit ist die "Hohe Lilie" eines der ältesten innerstädtischen Museumsgebäude Deutschlands.
Das preisgekrönte Museum zeigt die Spuren der 750 Jahre dauernden Nutzung, ergänzt durch Kapitel der Stadtgeschichte, die exemplarisch das Werden und Bestehen einer bürgerlichen Kommune als sinnliches und intellektuelles Erlebnis erfahrbar machen.
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr
Montag Ruhetag
An Feiertagen (Oster- und Pfingstmontag etc.) geöffnet, am 24./25./31. Dezember und am 1. Januar geschlossen.
Eintritt
4,00 Euro / ermäßigt 3,00 Euro
Frei für Personen unter 18 Jahren und Schulklassen.
Die Eintrittskarte der Hohen Lilie berechtigt zum kostenlosen Besuch der wechselnden Sonderausstellungen im Schlösschen am selben Tag.
Führungen
Nur nach vorheriger Anmeldung möglich.
Für Schulklassen, Kindergruppen bieten wir lehrplanbezogene Workshops für die Klassenstufen 5, 6 und 8 und ab Sommer 2020 eine thematische Museums-/Stadtrally.
Führungen Gruppen bis 25 Pers: 40,- Euro (jeweils zuzüglich zum Eintrittspreis)
1000 Jahre Stadtgeschichte
um 1000
Die „Numburg“, unweit des heutigen Naumburger Doms, wird durch Ekkehardt I., Markgraf von Meißen, gebaut. Heute befindet sich dort das Oberlandesgericht.
1028
Der Bischofssitz wird von Zeitz nach Naumburg in den Schutz der „Neuen Burg“ verlegt. Wohl im Frühjahr 1029, beginnen die Bauarbeiten an der ersten frühromanischen Naumburger Kathedrale.
12./ 13. Jh.
Eine Bürgerstadt („civitas numburgensis“, Ratsstadt) bildet sich östlich der Burganlage heraus. Diese neue Ansiedlung spaltet sich von der älteren Ansiedlung um den Dom ab (“immunitas", Domfreiheit). Naumburg ist geteilt in „Ratsstadt“ und „Domfreiheit“
ab 13. Jh.
Die Stadt entwickelt sich durch die Ansiedlung der Peter-Pauls-Messe zu einem regional bedeutsamen Handelsort. Die jährlich stattfindende Peter-Pauls-Messe bringt der Stadt jahrhundertelang Wohlstand.
1517
Ein verheerender Stadtbrand legt nahezu die gesamte Fachwerkstadt in Schutt und Asche. Die Bürgerhäuser entlang der vier Hauptstraßen werden in Steinbauweise neu errichtet. Diese Renaissancehäuser prägen bis heute das Stadtbild.
1542
Der erste evangelische Bischof Nikolaus von Amsdorf wird von Luther eingesetzt. Ihm folgt Julius von Pflug als letzter katholischer (!) Naumburger Bischof. So wird Naumburg, den Zentren der Reformation nahe, in die konfessionellen Auseinandersetzungen hineingezogen.
17./18.Jh.
Naumburg ist bis Anfang des 17. Jahrhunderts eine wohlhabende Stadt mit knapp 9.000 Einwohnern. Mit Beginn des 30-jährigen Krieges sinkt die Bevölkerungszahl allmählich auf etwa 4.500. Durch die gravierenden Verluste, die jene verheerenden Kriegsjahre und Seuchen mit sich bringen, stagniert die Stadtentwicklung das ganze 18. Jahrhundert hindurch.
1815
Die jahrhundertelange Zuordnung zu Sachsen endet. Naumburg wird nach den "Befreiungskriegen" dem Königreich Preußen zugeschlagen. Das Stift Naumburg („Domfreiheit“) wird aufgehoben und Naumburg ist erstmals eine politische Einheit.
ab 1816
Naumburg wird „Gerichtsstadt“. Die Errichtung des Oberlandesgerichts und des Stadtgerichts (beide 1816) und des Schwurgerichts (1848) sowie die Stationierung von Militär führen zunehmend zur Veränderung der Bevölkerungsstruktur. Das Bildungsbürgertum hat einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Stadt, die Industrialisierung bleibt zunächst aus.
ab 1821
Naumburg befreit sich vom Korsett der mittelalterlichen Mauern. Bis zum Ende der 1830 Jahre erfolgt der systematische Abbruch der Stadtbefestigung. Mauern und Zwinger,
die bis dahin nicht zerstört werden, verschwinden bis Ende des 19. Jahrhunderts nach und nach. Nur das Marientor und Teile der östlichen und südlichen Stadtmauer
bleiben erhalten.
1846
Naumburg wird an das Thüringer Eisenbahnnetz angeschlossen, ein Bahnhof wird am nordwestlichen Stadtrand errichtet.
ab 1871
Naumburg erfährt eine verhaltende Industrialisierung. Einige wenige Manufakturbetriebe (Strumpfwaren, Spielkarten, Kämme) siedeln sich an. Naumburg wächst innerhalb weniger Jahrzehnte auf die dreifache Ausdehnung, die Bevölkerungszahl verdoppelt sich auf 29.414 (1929). Wesentlichen Anteil an der Ausdehnung hat die Stationierung von Militäreinheiten, die die Errichtung von mehreren Kasernen und einer Kadettenanstalt nach sich zieht.
ab 1889
Unter dem Schlagwort „Auf dem Weg nach Pensionopolis“ entwickelt sich Naumburg immer weiter zu einer Beamten- und Offiziersstadt. Dem Zuzug höherer Beamter und Offiziere und deren Familien folgen wohlhabende Rentner und Pensionäre. Im Süden und Westen entstehen Villenviertel (u.a. das Bürgergartenviertel).
1892
Nur wenige Jahre nach der Inbetriebnahme der Dampfstraßenbahn am 15.9.1892 wird die elektrische Straßenbahn am 2.1.1907 in Betrieb genommen. Lange Zeit fährt die unter dem Spitznamen „Wilde Zicke“ bekannte Straßenbahn sogar durch die Innenstadt. Durch die Umgestaltung der Altstadt zu einer Fußgängerzone wird der Linienverkehr über den Marktplatz am 12. April 1976 eingestellt.
ab 1917
Unter dem Stadtbaurat Friedrich Hoßfeld werden mehrere größere Bauprojekte umgesetzt: u.a. das Bürgerheim am Moritzberg, die Georgentor-Siedlung und das nordöstlich gelegene Siedungsviertel. Die Stadt wächst weiter.
1918
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der damit verbundenen Demobilisierung werden die Kasernen zunächst nicht mehr gebraucht. Naumburgs Pensionäre und Beamte verlieren mit der Währungsreform einen großen Teil ihres Vermögens. Die wirtschaftliche Lage Naumburgs verschlechtert sich. Industriebetriebe siedeln sich kaum an.
1933-1945
Die Rüstungspolitik im Nationalsozialismus bringt eine große Zahl an Soldaten mit sich, weitere drei Kasernen sowie das Heereszeugamt und das Heeresverpflegungsamt im Osten der Stadt werden errichtet. Bei Bombenangriffen am 9. und 11. April 1945 werden diese militärischen Bereiche sowie Teile der Altstadt zerstört oder schwer beschädigt. Kurzzeitig wächst die Bevölkerung durch den Zuzug von Flüchtlingen auf 60.000 Einwohner an.
ab 1945
Wie bereits nach dem ersten Weltkrieg, nun aber in noch weit erheblicherem Umfang, kommt es zu einem Austausch der Bevölkerung. Das traditionell bürgerliche Naumburg verwandelt sich in eine „Schlafstadt“ für eine Vielzahl von Arbeitern, die per Eisenbahn in das Chemierevier um Leuna pendeln.
1946
Naumburg gehört weiterhin der Provinz Sachsen an, welche zunächst in Provinz Sachsen-Anhalt, ein Jahr später in Land Sachsen-Anhalt umbenannt wird. Mit der Gebietsreform im Juli 1952 löst sich das Land Sachsen-Anhalt auf. Naumburg wird Teil des Bezirks Halle.
ab 1960
In der DDR werden eine Vielzahl von Plattenbauten errichtet. Mehrere Plattenbau-Siedlungen entstehen (Gartenstadt, Schreberstraße, Flemminger Weg). Zudem wird eine nicht unerhebliche Zahl an Einfamilienhäusern gebaut. Die Altstadt verfällt zusehends.
ab 1990
Mit der Wiedervereinigung löst sich der Bezirk Halle auf. Naumburg wird dem neu gebildeten Land Sachsen-Anhalt zugeordnet. Am Stadtrand entstehen weitere Einfamilienhaus-Siedlungen (Flemmingen, Linsenberg ) und mehrere Gewerbegebiete.
1991
Die Naumburger Kernstadt wird in das Förderprogramm "Städtebauliche Modellvorhaben" des Bundesprogrammes "Aufschwung Ost" aufgenommen. Die Altstadt kann in den Folgejahren umfassend saniert werden.
2018
Der Naumburger Dom kommt am 1. Juli 2018 auf die Liste der UNESCO-Welterbestätten und ist damit die sechste Welterbestätte im Bundesland Sachsen-Anhalt.
Baugeschichte
750 Jahre, von der Romanik bis in die Gegenwart, haben ihre Spuren im Haus „Zur Hohen Lilie“ hinterlassen, die sich bei einem Museumsbesuch entdecken lassen. Bekannt ist das Gebäudeensemble unter der Bezeichnung „Hohe Lilie“. Aber warum? 1760 kauft der wohlhabende Kaufmann Adam Friedrich Bretschneider diesen Gebäudekomplex und fügt 1792 den „Barockbau“ hinzu. Bretschneider erwählt für sein Wappenschild die Lilie und lässt es als Hauszeichen anbringen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts geht der von ihm geprägte mittelalterlich anmutende Hausname „Zur Hohen Lilie“ auf den Hausnamen über.
Die Bausubstanz des Gebäudekomplexes der Hohen Lilie vermittelt nicht nur ein fast vollständig erhaltenes Bild der frühneuzeitlichen Bau- und Wohnkultur, sondern auch exemplarisch die Naumburger Stadt- und Hausgeschichte von den Anfängen bis in die Gegenwart. Eigentlich handelt es sich bei unserem Bauwerk um vier verschiedene Teilgebäude, die erst im Laufe ihrer Geschichte zusammengewachsen sind: das Turmhaus, der Nordbau, der Küchenbau und der Barockbau.
Unverkennbar ist das Turmhaus, die sogenannte „Kempte“. Das schmale hohe Haus fällt schon allein durch die besondere Giebelgestaltung auf. Ein spätgotischer Staffelgiebel mit Blendmaßwerk ziert den Turm an der nordwestlichen Marktplatzecke. Um 1250 errichtet, entstammen die Mauern bis ins zweite Obergeschoss hinein noch der spätromanischen Bauphase. Damit gehört die „Hohe Lilie" zu den ältesten Häusern der Bürgerstadt.
1517 beim großen Stadtbrand bis auf die Grundmauern abgebrannt, wird es im spätgotischen Stil durch den wohlhabenden Kaufmann Sigismund Zewicker ab 1526 wieder errichtet. Aus dieser Zeit rührt die reich profilierte Fenstergliederung des Obergeschosses und der spätgotische Staffelgiebel. Die großen Mauerdurchbrüche im Erdgeschoss (Eingang, Schaufenster, Durchgang) indes sind Überformungen des 19. und 20. Jahrhunderts.
Der im Norden anschließende Saalgeschossbau („Nordbau“) ist um 1532 errichtet. Von Beginn an bildet er eine funktionale Einheit mit dem Turmhaus. Ob sich davor an gleicher Stelle schon ein Vorgängerbau befand, ist unbekannt. Das weiter nördlich anschließende jüngste Gebäude ist der wohl im 17. Jahrhundert als eigenständiges Haus errichtete „Barockbau“. Erst Ende des 18. Jahrhunderts wird dieses sehr schlichte Bauwerk mit dem „Nordbau“ vereinigt.
Bewohnt wird die „Hohe Lilie“ im 16. Jahrhundert ausschließlich von wohlhabenden Kaufleuten. Erst im 17. und 18. Jahrhundert leben weniger betuchte Familien im Gebäudekomplex. Wohl im Jahr 1878 eröffnet in der Hohen Lilie die Papierwarenhandlung und Buchbinderei Georg Breden (gegr. 1832) ihr Geschäft, welches bis in die 1940er Jahre hinein hier im Markt 18 untergebracht ist. Erst gegen Ende der 1940er Jahre wechselt der Geschäftsinhaber, ein Konsum für Papierwaren zieht ein. Bis zur umfassenden Sanierung und Restaurierung des gesamten Gebäudekomplexes und dem Umbau desselben zum Museum in den Jahren 1991-1999, besteht dieses Geschäft im Haus Markt 18.
Bei einem Museumsbesuch lassen sich viele überraschende Details aus der Hausgeschichte der „Hohen Lilie“ wie beispielsweise ein eigener Hausbrunnen oder Brandspuren von 1517 entdecken. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!